Christus spricht: "Bittet, so wird euch gegeben;
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan."
Mt. 7,7
Als ich ein kleines Mädchen war, gab es in unserer Kirche ein "nickendes Missionsnegerlein". Heute ist es politisch völlig unkorrekt und manchen in den Kirchen hochnotpeinlich, das auch nur zu erwähnen. Diese putzige, spärlich bekleidete schwarze Figur trug ein kleines Kästchen in den Händen. Warf ich nun einen Groschen in den Schlitz des Kästchens, setzte sich ein Mechanismus in Gang und der schwarze Mann bedankte sich mit eifrigen Dienern.
Ich versuchte es im Laufe der Zeit mit verschiedenen Geschwindigkeiten und unterschiedlichem Druck. Was ich auch tat, das "Negerlein" reagierte prompt und zuverlässig.
Manchmal verwechseln wir Gott mit so einem "nickenden Negerlein" und unseren Bibelvers aus der Bergpredigt mit seinem Mechanismus. Ist das Gebet einmal rein geworfen, haben sich sofort himmlische Rädchen in Gang zu setzen und die Erfüllung auszuschütten. Klemmt diese Mechanik, wendet mancher sich enttäuscht ab. Gott als Automat. Seltsame Vorstellung, oder? Wenn es nicht so ernst wäre.
Denn sooft sind die Anliegen bitter ernst. Sooft geht es um Angst, geht es um die Menschen, die wir lieben, geht es um uns, geht es um Leben und Tod. Mancher Beter hat schon seit Jahren nicht mehr die Hände gefaltet, aber jetzt steht alles auf der Kippe, jetzt wird alles Gottvertrauen in die Finger geknetet.
Und das ist gut so, weil es Erfüllung ist, beten zu können.
"Im Gebet sagen wir zu Gott Du", hat mal jemand gesagt. Es ist kein kumpelhaftes, kneipenseliges Du, sondern ein vertrautes und vertrauendes, ein Wörtchen, das Zweisamkeit schafft und den Rest
der Welt ausschließt. Ganz bei sich und ganz bei Gott. Und es wird sich etwas ereignen, was sich unter Liebenden immer ereignen kann: eine Gewissheit, die keine Worte mehr braucht, eine Ruhe, die
den Kopf frei macht, eine Kraft, die über uns hinaus weist.
Bittet, so wird euch gegeben; suchet so werdet ihr findet; klopfet an; so wird euch aufgetan. Es ist Gottes Sohn, der uns das zusagt.
Ihre Pfarrerin Beate Henke
Evangelische Kirchengemeinden Ober-Lais/Glashütten | Wallernhausen-Fauerbach
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