"Der Herr segne dich,

behüte dich,

lasse sein Angesicht leuchten über dir

und der Herr sei dir gnädig!

Er erhebe sein Angesicht über dich

und erfülle dein Herz mit seinem Licht,

tiefer Friede begleite dich."

EG plus31

 

Am Ende eines Gottesdienstes legen wir Gottes Segen auf die Menschen, die mit uns Gottesdienst feiern. Gesegnet stellen wir uns der neuen Woche, mit allem, was sie bringen mag. Im neuen Gesangbuch erklingt der vertraute Text in einer schwungvollen Melodie. Und wir singen den Segen einander zu. Es ist mehr als „nur“ ein Lied. Aber wenn dafür der Segen mit erhobenen Händen und - bei den Pfarrern weit auseinanderfallenden Talarärmeln - wegfallen würde, würde etwas fehlen.

 

Es ist ein besonderer Moment bei Trauungen und Taufen, Konfirmationen, am Krankenbett und zu Beginn des neuen Schuljahres und wie von selbst neigt fast jeder etwas den Kopf. Bei Trauungen und Taufen verscheuche ich für diesen Moment jeden Fotografen. Er gehört dem gesegneten Menschen und Gott. Eigentlich bin schon ich zu viel.

 

Aber es ist auch gut, den Segen zu spüren durch die Hand eines anderen. Manchmal wird die Welt in diesem Moment ganz klein zwischen dem Brautpaar, den Eltern des Kindes und Gott. In solchen Augenblicken bin ich sehr dankbar für meinen Dienst. Bei den Vorstellungsgottesdiensten sprechen wir mit allen Konfis gemeinsam Gottes Segen zu, an Weihnachten auch mit den Kleinen. Anfangs hat das Ungewohnte den besonderen Moment verhindert. In der Zwischenzeit aber berührt es die Familien neu.

 

Meine Großmutter hat mich an jedem Morgen mit dem Segen in die Schule gescheucht. Es ging nicht ohne. Für sie nicht und für mich nicht. Wenn nun das neue Schuljahr begonnen hat, schauen Sie vielleicht auch Ihrem Kind hinterher mit Segensworten im Kopf, gerade den Erstklässlern, aber auch allen in der Pubertät, Ihren Partnern auf dem Weg zur Arbeit. Für einen Wimpernschlag die Zeit anhalten.

 

Der Herr segne dich, behüte dich!

 

Ihre Pfarrerin Beate Henke