"Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag."  Sprüche 3,27

 

 

"Das Buch der Sprüche“ sammelt Lebensweisheiten. Kurze Gedanken kurz und griffig auf den Punkt gebracht. Wahrscheinlich kennt jeder von uns Leute, die den passenden Spruch zu jeder Zeit auf der Pfanne haben. In Sekundenbruchteilen können sie eine Situation erfassen und ansatzlos ihren Kommentar in Sprache verwandeln. Manche dieser Sprüche sind auch nur geschickt geklaut, sei 's drum, andere sind Sprichwörter geworden.
Die Sammlung in der Bibel wird König Salomon zugeschrieben. Ein nachdenklicher Mann sitzt auf dem Thron Davids, weise, weil er einst Gott um „ein hörendes Herz“ gebeten hat. Und so hat es Sinn, auch unseren Vers in diese Sammlung hineinzustellen. „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn es deine Hand vermag.“ Man muss ihn nicht erklären; er gilt immer und es tut uns selbst immer gut, wenn wir danach tun. Ein guter Rat.


Gerade erschüttert uns das Erdbeben in Sarien und in der Türkei. Manches Schicksal rückt uns ganz nah. Wir trauern mit den Traurigen und freuen uns über jedes geborgene Leben. Viele von uns verschließen ihr Herz nicht. Trotz eigener Sorgen. Und das macht mich froh. Das Spendenaufkommen in unserem Land ist nicht kleiner geworden. Das ist die finanzielle Seite von „Gutes tun“.

Pantasievoller müssen wir sein, wenn es um innere Nöte geht. „Was kann ich Ihnen Gutes tun?“ Mit dieser altmodischen Formulierung hat mich neulich eine Verkäuferin überrascht. Schon huschte ein Lächeln über mein Gesicht. Die Frage hat meinen Tag verändert. Wir haben dann zwar professionell meinen Einkauf abgewickelt und vielleicht war es auch "nur" ihr Spruch für jede Kundin, aber alleine die Frage wirkt in mir weiter. Ein „hörendes Herz“ schenke mir, Gott. Der Rest findet sich. So könnte ich das Gebet des jungen Königs auf den Punkt bringen. Wach bleiben und mutig, um der eigenen Warmherzigkeit Raum geben zu können. Und schon ist unser Vers kein „frommer Spruch“, sondern ein guter Rat.

Herzlichst

Ihre Pfarrerin Beate Henke