"Geh aus, mein Herz, und suche Freud

in dieser lieben Sommerzeit..."

 

 

Ein Text von Paul Gerhard, der immer geht. Lob der Natur in all ihrer Fülle zuerst. Überschwand des Glaubens. Die Sehnsucht, in der Glücksehligkeit zu sein, wenn wir in seinem "güldenen Schlosse" leben. Der Abschluss sind drei Strophen der Bitte, dass wir hier in unserem Leben stark wie ein Baum wurzeln, die Früchte unseres Glaubens in uns finden und frisch "grünen" bis zur letzten Reise.

 

Ja, es sind überschwängliche Bilder, die wir heute eigentlich ständig übersetzen müssten. In unsere Sprache, in unser Denken. Aber dann geht wahrscheinlich die Poesie verloren. Und jener Zauber der Bilder, die sich in uns öffnen und eine Wirklichkeit durchscheinen lassen, für die im Alltag kaum Platz ist. Es ist ein "Sonntagslied", vielleicht ein "Ferienlied". Zeiten, an denen wir für so vieles offen sind und dem Alltragsgrau entfliehen.

 

Es gibt Künstler, die dafür eine Sprache finden: In Berlin haben wir eine Ausstellung von Gerhard Richter besucht. Farbexplosionen - waghalsig kombiniert - mal extrem geometrisch, mal wie zufällig auf die Leinwand geworfen, mal auf Fotografien gestrichen - und ganz extrem: mit einem Spachtel bis auf die "Haut" abgeschabt. Es tat fast körperlich weh. Es bleibt das Dünnhäutigste, Existentiellste übrig und auf der Wand gegenüber gespiegelt durch große Flächen beschichtetes Glas - grau.

 

Mit ganz anderen Mitteln, aus einer ganz anderen Epoche doch die gleiche Erfahrung. Unser Leben, Sein, das was es "auf der Haut und unter der Haut ist." Wenden wir uns von dieser Erfahrung der Dünnhäutigkeit ab, sehen wir nur noch Grau.

 

"Mach in mir deinem Geiste Raum..."

 

Ihre Pfarrerin Beate Henke