"All Morgen ist ganz frisch und neu
des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag,
drauf jeder sich verlassen mag.
Treib aus, o Licht, all Finsternis,
behüt uns Herr vor Ärgernis,
vor Blindheit und vor aller Schand
und reich uns Tag und Nacht dein Hand."
EG 440
In den letzten Tagen gab es sie diese hellen frischen Morgen, die ich so mag. Endlich! Klare Luft, ein Hauch von Blau, Sonnenlicht. Das zermürbende Einheits-Dauergrau, das gefühlt übergangslos zu Einheitsdauerschwarz am Abend wurde, ist endlich. Gott sei Dank.
Und wie von selbst pfeife ich das alte Kirchenlied vor mich hin. Es kommt sehr bescheiden daher, kein bombastischer Hymnus aus "Großer Gott, wir loben sich", kein Kirchenschlager "Danke für diesen guten Morgen". Schlicht ist auch der Text, die schnörkellose Zusage, Gottes Gnade und Treue ist immer wieder taufrisch. Sie muss nicht in schlaflosen Nächten erkämpft, mit guten Werken verdient werden. Wir können sie auch nicht eintrüben durch unsere Verzagtheit. Sie ist da wie der neue Morgen. Sie ist der neue Morgen. Sie ist das Morgen der Kirche.
Und schon sind wir mittendrin in der Abfassungszeit unseres Liedes. Johannes Zwick hat es geschrieben, als die Reformation noch ganz jung war, als wir gerade begonnen haben, von unserem Glauben in unserer Sprache zu singen.
Unser schlichtes Lied ist ein starkes Bekenntnis. Wir müssen die Kirche auslüften, die Fenster weit öffnen, den Staub aus den Bücherregalen wischen, den Dreck von der Schwelle kehren. Das Licht des Evangeliums wird die Finsternis in Kirche und Theologie vertreiben, all die Ärgernisse, mit denen uns die Kriche als Institution so beschweren kann, aus dem Weg räumen, Reformieren, nicht übertünchen. Der Blindheit, dem Nicht-Hinsehen-Wollen wehren. Und uns - auch als Kirche - von der Schande befreien.
"...zu wandeln als am lichten Tag, ..."
Ihre Pfarrerin Beate Henke
Evangelische Kirchengemeinden Ober-Lais/Glashütten | Wallernhausen-Fauerbach
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