"Sei fröhlich in Hoffnung,

geduldig in Trübsal,

beharrlich im Gebet."

Römer 12,12

 

„Du hast dich gar nicht verändert, nur die Haare kürzer und ein paar Falten um den Mund!“ So begrüßte mich eine „alte“,

(gleichaltrige!) Klassenkameradin. Ok, war es das, woran sie sich erinnert? Zöpfe mit Kirschspangen, faltenloses Gesicht?

Sie kennen das, liebe Gemeinde. Und was sagen Sie dann? Ich habe ihre Inspektion über mich ergehen lassen und abends bei freundlich gedämpften Licht darüber nachgedacht.

 

Unsere alte Hebamme erzählte mir, ich wäre schon quietschvergnügt auf die Welt gekommen. Fröhlich, neugierig und grundsätzlich wach. Heute ist die Unbeschwertheit in die Jahre gekommen, wurde zur Achtung - „Ehrfurcht vor dem Leben“ - nennt es Albert Schweitzer. Die kalte Jahreszeit, in der ich geboren wurde, mag ich immer noch nicht. Geduldig bin ich nur mit Menschen, immer noch nicht mit Dingen. Für Trübsal blasen habe ich kein Talent. Schwere Zeiten aber gab es, nicht alle davon kann ich vergessen.

 

Gerade ist auch so eine. Und wenn ich in Gedanken durch unsere Dörfer gehe, bin ich in diesen Gedanken bei den kleinen und großen Menschen in Angst, Sorge und Traurigkeit. Manche stecken mittendrin und andere wurden

durch ihre Erfahrungen verändert. „Ganz die alten“ sind wir nicht. Manchmal tun wir so.

 

Wir drehen die innere Uhr vor die schwere Zeit zurück. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen? In Ordnung, Sie müssen nicht noch mal zwanzig werden, um die Kraft dieser Lebensphase in sich wieder zu finden, die Lebenslust und Aufbruchsstimmung. In schwerer Zeit können Sie doch nutzen, dass Sie all das in sich haben. Etwas abgenutzt vielleicht. Aber da.

 

In Zeiten der Bewährung braucht es Geduld. Ja, aber ganz oft ist geduldig sein zu müssen, genau das, was uns die Kraft kostet, die wir gar nicht mehr haben. Keine Kraft mehr für Geduld. “Da brauchen Sie jetzt Geduld!“, habe ich

in den letzten Wochen sooft gehört. Nein, sie reicht nicht! Paulus schreibt „geduldig in Trübsal“ in die Mitte des Verses. Durchhalten, wenn 's heftig kommt. Dieser Gedanke wird rechts und links untergehakt von Hoffnung und

Gebet. Diese drei. Lachend begleitet von „fröhlich, neugierig und grundsätzlich wach“.

 

Ihre Pfarrerin Beate Henke