Liebe Gemeinde,

unter diesem Stichwort EKHN 2030 hat ein Prozess angefangen, der unsere Kirche in Hessen und Nassau grundlegend verändern wird. Ich möchte ihn so zusammenfassen: Weil unsere Kirche in vielen Bereichen kleiner wird, wird unser „Wir“ größer.


Die Kirchengemeinden Wallernhausen-Fauerbach und Ober-Lais/Glashütten haben ja seit 2005 viele Erfahrungen gesammelt, wie es gemeinsam mit den Nachbarn gehen könnte, wie wir gemeinsam Verantwortung übernehmen für Menschen und Gebäude, Gottesdienste feiern, dass wir ein gemeinsames Büro haben, gemeinsame Personalverantwortung und so vieles im Alltag und an Festtagen mehr. Auch dieser Prozess war am Anfang alles andere als leicht.


Und am einfachsten war es wieder einmal für unsere Jungen, denn die Konfis z. B. hatten in all der Zeit nie ein Problem mit dem großen „Wir“, dem Unterricht an einem Ort, auch wenn es nicht ihr Wohnort war. Unsere Kirchenvorstände habe immer beides im Blick, Heimat in unseren Gemeinden und Kirchen zu bieten und doch das große Ganze im Auge zu behalten.


So ist in all den Jahren unser Kirchspiel etwas Vertrautes geworden. Mit dieser Grundhaltung und einer Extra-Portion Gott-Vertrauen starten wir jetzt in den großen Prozess EKHN 2023.

 

Unser Kirchspiel wird sich zum „Nachbarschaftsraum“ erweitern. Das neue Regionalgesetz beschreibt den Rahmen und die Verpflichtung dazu.

All das ist nötig geworden, weil unsere Kirche eben in vielen Bereichen kleiner geworden ist und bis 2030 noch kleiner wird: Die Zahl der Mitglieder insgesamt ist kleiner geworden, was immense finanzielle Konsequenzen in allen Bereichen hat - und stärker haben wird.

 

Die Zahl der ehrenamtlichen Mitglieder in den Kirchenvorständen ist weiter rückläufig, was an der allgemeinen Tendenz liegen mag, sich verständlicherweise bei all den anderen Verpflichtungen in Beruf und Familie besser nicht langfristig zu binden - die Vereine haben ein ähnliches Problem - aber auch an den stetig steigenden Anforderungen an Verwaltungshandeln.

 

Der Gebäudebestand insgesamt ist sehr hoch. Die laufenden Kosten mit allen notwendigen Rücklagen für Renovierungen und Instandhaltungen sind es ebenfalls. Die Auslastung ist es nicht! Wir geben viel Geld für Steine aus, nicht für Menschen.

 

Wir "Baby-Boomer"-Pfarrleute haben zusammen angefangen und gehen gemeinsam wieder aus dem Dienst. Etwa 100 von 1600 pro Jahr zwischen 2025 und 2028. Die Landeskirche hofft, 35 neue pro Jahr einzustellen. So viele haben aber gar kein Studium begonnen.

 

Das sind die Fakten für die Kirche in unserer Zukunft. Wir könnten jetzt fahrlässig abwarten, bis es passiert, oder loslegen.

 

Bei all dem wiegt für uns aber noch schwerer, dass unter diesen Bedingungen kein vernünftiger Raum mehr ist dafür, wie wir als Kirche eigentlich sein wollen. Es ist ja jetzt schon grenzwertig. Wir brauchen einen Plan- und zwar gründlich und mit Mut.

Wir vergrößern unser „Wir“ und verkleinern, was uns hemmt. Wir erhalten, was kirchliches Leben in einem Dorf ausmacht und bündeln unsere Kräfte, wo es erfüllender ist, es mit vielen gemeinsam zu tun.

 

Und das ist der Plan:

Überall im Dekanat bilden sich bis Herbst 2023 Nachbarschaftsräume. Wir haben uns in gemeinsamen Beratungen für einen großen Nachbarschaftsraum im Bereich der Stadt Nidda entschieden. Dazu gehören die Orte Ober- und Unter-Widdersheim, Borsdorf, Harb, Bad Salzhausen, Geiß-Nidda, Nidda, Michelnau, Unter- und Ober-Schmitten, Eichelsdorf, Ulfa, Stornfels und natürlich unsere Dörfer Wallernhausen, Fauerbach, Ober-Lais und Glashütten.

 

Dieses "Wir" ist groß, ja aber genau in der richtigen Größe und zweckmäßig, denn die Pfarrstellen werden zukünftig nicht mehr einer Gemeinde zugeordnet, sondern dem Nachbarschaftsraum. Und es ist auch kein reines Pfarrteam mehr, sondern ein Verkündigungsteam aus Pfarrpersonen, Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern. Je größer ein Nachbarschaftsraum, umso mehr Personal wird ihm zugeteilt. Aber zu groß sollte es auch nicht werden, sonst erstickt uns die Struktur - und wir in Sitzungen und Absprachen.


Sicher ist schon jetzt, dass es feststehende Seelsorgebezirke geben wird, so dass immer klar ist, welche Pfarrperson für welches Dorf verlässlicher Ansprechpartner beispielsweise für Beerdigungen ist.

 

Bis Mitte 2026 müssen wir ein gemeinsames Büro haben und ein Management für die Verwaltungsaufgaben, und in diesem Zeitrahmen auch entscheiden, in welcher Organisationsform unser „Wir“ gestaltet werden soll. Wagen wir es, 2030 eine Kirchengemeinde zu werden, oder ist es sinnvoller, nur Teilbereiche gemeinsam zu verantworten und zu organisieren?

 

Außerdem werden wir 2025 über alle Gebäude in unserem Nachbarschaftsraum reden müssen. Dieser Gebäudeentwicklungsplan wird uns noch eine Menge Stirnrunzeln, vielleicht Ärger, ganz sicher Verhandlungen einbringen.

 

Wir brauchen also für die nächsten Jahre liebevoll vernünftiges Handeln und Vertrauen in die Kirchenvorstände der anderen Gemeinden, die alle in der gleichen Lage sind und natürlich die Extra-Portion Gott-Vertrauen.

Ihre
Pfarrerin Beate Henke

 

Im Brückenschlag halten wir Sie auf dem Laufenden. Weitere Informationen auf unsere.ekhn.de